Einleitung
Am 17. Januar hielt Björn Höcke, Sprecher der AfD in Thüringen und Vorsitzender der dortigen Fraktion im Landtag, auf Einladung der Jungen Alternative in Dresden eine Rede, in der u. a. folgender Satz fiel und in der Öffentlichkeit abstoßend empfunden wurde:
"Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat."
Liest man den Satz isoliert, kann er durchaus zweideuitig interpretiert werden. Jakob Augstein schrieb auf Spiegel-Online am 19. Januar:
"Es liegt hier am Genitiv, dass rein sprachlich das "Denkmal der Schande" selbst eine Schande sein kann, oder Erinnerung an eine Schande."
Link zuletzt eingesehen am 20. Januar 2017
Zwei Lesarten sind also zulässig
1. Wir seien das einzige Volk, das sich ein Denkmal für seine Schandtaten in das Herz der Hauptstadt gepflanzt habe oder
2. aber das Denkmal selbst sei eine Schande.
Die breite Öffentlichkeit nahm die zweite Interpretation an, Hr. Höcke stellte in einem Statement dann klar, dass er keinesfalls das Denkmal als Schande verstanden haben wolle. Wer also der AfD wohl gesonnen ist, interpretiert nach der ersten Aussage, AfD-Kritiker hingegen bevorzugen die zweite Interpretation.
Zwar sind zweideutige Aussagen typisch für die AfD, aber man macht es sich zu einfach, jenen Satz wohl gesonnen zu interpretieren, denn er steht in einem Kontext, der nur eine geschichtsrevisionistische Interpretation zulässt.
"Für den AfD‐Mann Höcke ist es ein schändliches Mahnmal. Anders ist er im Kontext seiner Rede nicht zu verstehen, auch wenn er hinterher das Gegenteil behauptet."
Jakob Augstein im oben zitierten Artikel, Link zuletzt eingesehen am 20. Januar 2017
Diesen von den Medien zu Recht kritisierten Satz Höckes nahm ich zum Anlass, mich mit der gesamten Rede auseinanderzusetzen.
Anhand dieser Rede wird deutlich, was die Absichten der AfD sind und wie diese in den politischen Prozess durchgesetzt werden sollen. Es gibt Hinweise auf die kommende Wahlkampftaktik, auf die Kompromisslosigkeit, denn die AfD will 51% der Stimmen erreichen, dies wird in der Rede direkt so formuliert, überdeutlich wird formuliert, welches Deutschland die AfD möchte u. v.a. Insgesamt eine Rede, mit der man sich auseinandergesetzt haben sollte!
Aufgrund der Bedeutung gehe ich noch auf einige Reaktionen der AfD ein, insbesondere ein Kommentar Rudolf Augsteins aus dem Jahr 1998 wurde bemüht, um Höckes Aussagen moderater erscheinen zu lassen.
Kurze Zeit nach der Rede Höckes beantrage die Landtagsfraktion der AfD in Baden-Württemberg die Streichung der Fördergelder für die Gedenkstätte Gurs sowie die Umwidmung von Geldern für Schülerfahrten zu NS-Gedenkstätten. Aus Worten wurden erste Taten.