Der Bargello gehört zu den ältesten baulichen Zeugnissen der Demokratie in Florenz. Natürlich darf man an die Florenzer Demokratie nicht die heutigen Maßstäbe anlegen. Herrscher über die Stadt war aber kein Einzelner von Gottes Gnaden Ernannter, sondern ein Stadtoberhaupt mit zwölf Räten, deren Amtszeiten sehr begrenzt waren. Eine Inschrift an der Fassade erinnert an die 1250 ausgerufene ersten Volksherrschaft. So gab es einen Capitano (der Stadthauptmann) und 12 Räte, jweils sechs aus jedem Stadtteil. Der Volksrat tagte zunächst in Santa Croce, im Baptisterium und in anderen Gebäuden. So wurden 1255 verschiedene Grundstücke und Häuser der Familie Boscoli zu kaufen. Laut Vasari wurde Arnolfo di Cambios Gehilfe Lapo mit dem Bau eines neuen Palastes beauftragt. Andere Quellen sprechen von Fra Sisto und Fra Ristoro als Bauherren. Überschwemmungen, Brandschäden und Plünderungen verzögerten die Fertigstellung bis 1367. Zunächst tagte die Podestà im Palazzo Boscoli. 1502 wurde das Amt der Podestà abgeschafft, das Gebäude diente dann dem Richterrat, ab 1574 dem Bargello, einem Beamten, der mit der Exekutivgewalt ausgestattet war. Dies war der Auftakt für Umbauten, so schloß man zum Beispiel den sg. "Verone", den Säulengang im Innenhof, um eine größtmögliche Anzahl an Zellen für Gefangene zu schaffen. Am 5. Juli 1782 ließ der Großherzog Leopoldo die Inqusition abschaffen, die Folterwerkzeuge wurden vernichtet. Nur noch ein mit Dornen besetztes Halseisen im heutigen Museum erinnert an diese Zeit. 1786 wurde die Todesstrafe abgeschafft. In den Jahren 1856 bis 1865 wurde das Gebäude restauriert, dann erfolgte 1865 die Eröffnung als Museum. Der auffällige Zinnenturm ist übrigens älter als der Bau und wurde "Volognana" genannt.